Langfristiger Wandel der Energieversorgung: Von der Biomasse zur Fossilenergie – und wieder zurück?

Haberl, Helmut
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 84-99

Der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft war mit einer fundamentalen Veränderung der Rolle der Landnutzung für die Energieversorgung verbunden: Stammte in der Agrargesellschaft beinahe die gesamte Energie aus der Landnutzung, so sichert sie heute vor allem die Ernährung von Menschen und Nutztieren. Der vorliegende Beitrag analysiert vor diesem Hintergrund die mögliche zukünftige Bedeutung von Biomasse für den Ersatz von Fossilenergie. Zwar bestehen erhebliche Potenziale zum Ausbau der energetischen Biomassenutzung, diese Nutzung hätte jedoch massive Auswirkungen auf die globalen Landökosysteme. Eine Diskussion von kurzfristigen Szenarien für Österreich und Deutschland für das Jahr 2020 zeigt, dass ein entschlossener Ausbau der Biomassenutzung zur Energiegewinnung erhebliche Flächen in Anspruch nehmen und entsprechend große Auswirkungen auf Kulturlandschaften haben würde.

Schlangenzeit

Bowden, Charles
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 115-125

Es gibt Grenzlinien, vor deren Überschreitung wir gewarnt werden. Die Ethik lehrt uns, dass wir andere Lebensformen nicht als Dinge ansehen können. Die Naturwissenschaft lehrt uns, dass wir unsere menschliche Natur nicht auf andere Wesen projizieren können. Ich komme anderswo her. Ich bin nicht wie die Schlange. Aber ich stehe weder über noch unter der Schlange. Ungeachtet der Schaubilder von der Odyssee der Evolution, die mir seit der Kindheit in den Kopf gehämmert wurden, fehlt mir jeglicher Sinn für eine Hierarchie in der Natur. Weder sehe ich meine Spezies als den Höhepunkt von irgendetwas, noch betrachte ich eine Klapperschlange als missratenen Vorfahren.

Über die Bedeutung von Naturbegegnungen und die Folgen von Naturentzug bei Menschenkindern

Zucchi, Herbert
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 105-114

Forschungsergebnisse verschiedener Disziplinen – zum Teil durchaus schon älteren Datums – zeigen, dass regelmäßige Aufenthalte in der Natur für eine gesunde Entwicklung von Menschenkindern offensichtlich sehr bedeutsam sind. Vergleicht man nun den Verlauf der Kindheit von vor wenigen Jahrzehnten mit dem heutigen, so wird deutlich, dass unseren Kindern die Möglichkeiten zur Naturbegegnung immer mehr verbaut worden sind. Dieser Sachverhalt zieht zahlreiche Deformationen bei Menschen nach sich und führt zu deren Entfremdung von der Natur. Auf der anderen Seite gibt es offensichtlich einen Zusammenhang zwischen der Möglichkeit, als Kind regelmäßig in die Natur eintauchen zu können, und der späteren Bereitschaft zum Naturschutzhandeln.

In Wildness is the Preservation of the World:
Die Umweltethik von Henry Thoreau

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 82-104

Thoreau war ein wegweisender Kritiker des Anthropozentrismus, der Auffassung, nur der Mensch habe Rechte oder ‘Eigenwert’ und alle anderen Geschöpfe seien lediglich als Ressourcen für den Menschen wertvoll und könnten von uns beliebig instrumentalisiert werden. Thoreau nimmt die heutigen Eigenwertargumente vorweg und weist gleichzeitig auf die Anforderungen hin, die eine Anerkennung des Eigenwertes der Natur an uns stellt. Weiters macht er praktische Vorschläge, wie wir diese Anforderungen in unserem Leben umsetzen können. Das Wichtigste an Thoreau ist aber vielleicht, dass er vorzeigt, wie zugleich ein glückliches, gedeihliches Leben geführt und die Natur respektiert werden kann. Walden bietet also eine fertig entwickelte und inspirierende Umwelt-Tugendethik, die Umweltschutz mit dem Glück und Gedeihen des Menschen verknüpft. Diese Ethik verlangt von uns Zurückhaltung in unserem Umgang mit der Natur, bietet uns aber auch die Hoffnung, dass wir selbst ein besseres Leben führen werden.

Don’t worry, be happy? Eine Kritik an Bjørn Lomborgs
„Skeptical Environmentalist“ am Beispiel Energie und Klima

Haberl, Helmut
Natur und Kultur, Jg. 4/2 (2003), Seiten 115-121

Die Umweltkrise ist abgesagt –– auf diesen einfachen Nenner kann man die Kernaussage eines Buches bringen, das den dänischen Statistikprofessor Bjørn Lomborg vor knapp zwei Jahren schlagartig international bekannt machte. Auch wenn Lomborgs Botschaft manchen willkommen sein mag, wäre es sehr kurzsichtig, seine Thesen zur Grundlage seriöser Umwelt-, Agrar-, Bevölkerungs- und Wirtschaftspolitik zu machen. Die Messung der „wirklichen Lage der Welt“ ist zu komplex, als dass ein Einzelner eine völlige Neubewertung leisten könnte. Lomborgs Rhetorik kann nicht verdecken, dass sein Buch bestenfalls auf schnell angelesenem Halbwissen beruht und vor Fehlern, Verdrehungen, unplausiblen Einschätzungen und Unverständnis der Sachlage strotzt.