Erwachen zur Wirklichkeit als Lernprozess:
Erkenntnisse aus der empirischen Forschung zur Moralentwicklung und aus der Umweltbildung

Nevers, Patricia; Dittmer, Arne
Natur und Kultur, Jg. 4/2 (2003), Seiten 48-67

Um Teilen der nicht-menschlichen Natur oder der gesamten Natur einen Eigenwert zuzusprechen, muss die Wirklichkeit und Autonomie nicht-menschlicher Natur wahrgenommen und verinnerlicht werden. Hierfür ist zunehmend tiefe und zugewandte Wahrnehmung frei von Gedanken an Eigennutz erforderlich. Die Entwicklung entsprechender Wahrnehmungsfähigkeiten erfolgt mittels eines Prozesses, den Robert Spaemann als „Erwachen zur Wirklichkeit” bezeichnet. Da die Anerkennung von Eigenwert in der nicht-menschlichen Natur den Ad-hoc- Intuitionen vieler Menschen heutzutage widerspricht, verlangt das Programm des Erwachens zur Wirklichkeit ein Umdenken und Umlernen. Im vorliegenden Artikel werden Anhaltspunkte für einen solchen Lernprozess zusammengefasst, die sich aus der bisherigen Forschung zur Moralentwicklung und aus der Umweltbildung ergeben haben.

Wise Use, Dauerwald, Land-Ethik:
Aldo Leopolds Weg zu einer Kultur der Nachhaltigkeit

Grober, Ulrich
Natur und Kultur, Jg. 3/2 (2002), Seiten 112-119

Den Schluss-Stein zu dem Buch und zu seinem Lebenswerk setzt ein Essay mit dem Titel ‘Land-Ethik’. Es ist ein – auch für heutige Leser – aufregend subversiver Text. Leopold weitet das Gebiet aus, das Ethik in Zeiten der ökologischen Krise zu umfassen hat. Sie kann sich nicht mehr allein auf den Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen in einem Gemeinwesen beschränken. „Die Land-Ethik erweitert lediglich die Grenzen des Gemeinwesens und schließt Böden, Gewässer, Pflanzen und Tiere, also – zusammengefasst – das Land, ein. (…) Eine Land-Ethik wandelt die Rolle des Homo sapiens vom Eroberer der Landgemeinschaft zu einem einfachen Mitglied und Bürger in ihr. Das verlangt seine Achtung vor dem Mitmenschen und auch Achtung vor der Gemeinschaft als solcher.“

Ökologie – die Achillesferse der Globalisierung

Sachs, Wolfgang
Natur und Kultur, Jg. 3/2 (2002), Seiten 95-111

Marktliberalisierung mag zwar den spezifischen Ressourcenverbrauch senken, d.h. den Ressourceneinsatz pro Einheit an Output, doch wird der gesamte Ressourcenverbrauch gleichzeitig wachsen, wenn das Volumen an Wirtschaftstätigkeit expandiert. Wachstumseffekte können allzu leicht Effizienzeffekte aufzehren. In der Tat wurden bislang Effizienzgewinne in der Geschichte der Industriegesellschaft in schöner Beständigkeit in neue Expansionschancen umgewandelt. Darin liegt – ökologisch gesehen – die Achillesferse der Globalisierung.

Nachhaltigkeit und Umweltbildung:
Möglichkeiten pädagogischen Wirkens

Haase, Hans-Martin; Bogner, Franz X.
Natur und Kultur, Jg. 3/2 (2002), Seiten 75-94

Unser konsumorientierter Lebensstil führt notwendigerweise zu einem stetig steigenden Natur- und Ressourcenverbrauch. Es ist daher ein wichtiges Anliegen der Umweltbildung, innerhalb der bestehenden Wachstumsstrukturen einen nachhaltigen Lebensstil zu fördern. Der hier vorgeschlagene Weg eines Unterrichtskonzepts beinhaltet die folgenden spezifischen Aspekte: i) die Anbahnung einer Ethik im Sinne der Nachhaltigkeit; ii) die Auseinandersetzung mit der zunehmenden Naturzerstörung und dem steigenden Ressourcenverbrauch und iii) die kritische Betrachtung des konsumorientierten Lebensstils. Beachtung findet insbesondere der Synergieeffekt aus Naturerleben und Wissensvermittlung. Die konkrete Umsetzung wird im Rahmen eines 4-tägigen Bildungsprogrammes in einem ökologisch geführten Schullandheim realisiert.

Planet der Nachhaltigkeit

Schmuck, Peter
Natur und Kultur, Jg. 2/2 (2001), Seiten 111-115

Man begann, die Frage nach dem Sinn des Lebens anders als bisher zu stellen, in einer Art und Weise, welche biozentrischen Orientierungsmustern Raum gibt. Die neue Frage war: ‘Was erwartet das Leben von mir?’ Sie lenkt gezielt auf die sozialen und biozentrischen Werte, indem sie die mögliche Rolle des Einzelnen in dem gegebenen sozialen, ökologischen und historischen Kontext ins Bewusstsein ruft und ihn zur Reflexion der eigenen Möglichkeiten zur Gestaltung des Ganzen bringt. Sinnerleben und damit Wohlbefinden werden nach dieser Auffassung erreicht, wenn sich der Einzelne mit seinen Fähigkeiten für die soziale Gemeinschaft und die Welt, in der er lebt, einbringt.