Rachel Carsons Umweltethik

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 100-119

Die Schriftstellerin, Wissenschaftlerin und Naturschützerin Rachel Carson hat in den USA als eine Gründerin der modernen Umweltschutzbewegung Bekanntheit erlangt. In diesem Artikel vertrete ich die Meinung, dass ihr Leben und ihr Werk der heutigen Umweltphilosophie viel zu bieten haben. Ich erörtere zunächst die in Silent Spring dargelegte Umweltethik. Anschließend betrachte ich Carsons frühere naturkundliche Werke und den Nicht-Anthropozentrismus, der darin zum Ausdruck kommt. Ich schließe mit einigen Anregungen, wie Carson für die Umweltethik richtungsweisend sein kann.

Langfristiger Wandel der Energieversorgung: Von der Biomasse zur Fossilenergie – und wieder zurück?

Haberl, Helmut
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 84-99

Der Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft war mit einer fundamentalen Veränderung der Rolle der Landnutzung für die Energieversorgung verbunden: Stammte in der Agrargesellschaft beinahe die gesamte Energie aus der Landnutzung, so sichert sie heute vor allem die Ernährung von Menschen und Nutztieren. Der vorliegende Beitrag analysiert vor diesem Hintergrund die mögliche zukünftige Bedeutung von Biomasse für den Ersatz von Fossilenergie. Zwar bestehen erhebliche Potenziale zum Ausbau der energetischen Biomassenutzung, diese Nutzung hätte jedoch massive Auswirkungen auf die globalen Landökosysteme. Eine Diskussion von kurzfristigen Szenarien für Österreich und Deutschland für das Jahr 2020 zeigt, dass ein entschlossener Ausbau der Biomassenutzung zur Energiegewinnung erhebliche Flächen in Anspruch nehmen und entsprechend große Auswirkungen auf Kulturlandschaften haben würde.

Plädoyer für ein globales K & K-Regime: Kontraktion und Konvergenz als nachhaltigkeitspolitische Leitbegriffe

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 38-60

Expansion und Divergenz sind die prägenden Merkmale der historischen Entwicklung des menschlichen Umgangs mit der Natur: Zum einen hat die Menschheit den von ihr dominierten, gestörten und zerstörten Anteil der Natursphäre immer weiter ausgedehnt, zum anderen haben sich die inner- und zwischengesellschaftlichen Unterschiede im Naturverbrauch ständig vergrößert. Als Antwort auf die daraus entstandenen Probleme ist für das Teilgebiet der Klima-Nachhaltigkeit das Konzept ‘Kontraktion und Konvergenz’ entwickelt worden. Dieses Konzept kann verallgemeinert werden. Das entsprechende generelle Leitziel der Umweltpolitik verlangt die Reduzierung des insgesamt zu hohen Naturverbrauchs bei gleichzeitiger weltweiter Angleichung des Pro-Kopf-Verbrauchs. Der Realisierung dieser Nachhaltigkeitskonzeption stehen allerdings grundlegende demographische, ökonomische, technische, politische und psychosoziale Struktur- und Entwicklungsgegebenheiten im Wege.

Ein Gespräch mit Dennis Meadows: Jenseits der ökologischen Grenzen gibt es keine nachhaltige Entwicklung

Meadows, Dennis; Seiler, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 19-37

Mit dem Buch „Grenzen des Wachstums” präsentierten wir eine anschauliche Reihe globaler Zukunftsszenarien, die unser Computermodell errechnet hatte. Die meisten Szenarien zeigten einen Kollaps, manche aber die Möglichkeit nachhaltiger Entwicklung. Auf der Grundlage dieser Szenarien kamen wir zu der Feststellung, dass die Weltgemeinschaft ihre Grenzen gegenüber der Natur irgendwann in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts überschreiten würde, wenn die Verhaltensweisen nicht einschneidend verändert werden. Das wahrscheinlichste Resultat wäre dann ein Zusammenbruch. 30 Jahre später warfen wir nun einen Blick zurück, führten die Analyse von Neuem durch und stellten fest, dass die Aussagen von 1972 im Wesentlichen korrekt waren. Allerdings haben wir inzwischen natürlich 30 Jahre verloren. Und während wir 1972 noch einen komfortablen Abstand zur Grenze der Tragfähigkeit hatten – d.h. Bevölkerung und Industrie hatten noch Raum zu wachsen –, haben wir diese Grenze nun bereits deutlich überschritten.

Von den Grenzen des Wachstums zur Überforderung der ökologischen Tragfähigkeit

Seiler, Thomas
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 3-18

Das Computermodell des Buches Die Grenzen des Wachstums und seiner beiden Folgebände legt in mehreren Szenarien dar, dass gegenwärtige Trends der Weltentwicklung im Laufe des 21. Jahrhunderts zu einem Zusammenbruch führen werden. Eine wichtige Ursache dafür liegt im exponentiellen Wachstum der Bevölkerung und der Industrieproduktion. Dieser Beitrag beschreibt sowohl die Szenarien einer möglichen Weltentwicklung als auch das zugrunde gelegte Computermodell, und erörtert die Mechanismen und empirischen Resultate des exponentiellen Wachstums. Ein weiteres Überschießen über die Tragfähigkeit der Erde kann nur durch eine Kombination technologischer Maßnahmen mit einer bewussten Begrenzung der Bevölkerungsgröße und des Industrie-Outputs verhindert werden.