Respekt vor der Rheinlandschaft – Überlegungen aus naturethischer Sicht

Stähli, Fridolin
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 120-132

In diesem Essay plädiere ich für eine holistische Haltung, die uns Menschen einen Platz im Einklang mit der Natur zuweist und uns auffordert, diese als Mitwelt und nicht nur als Ressourcen spendende Umwelt zu betrachten. Wir wurden nicht in eine Welt zu unseren Diensten geboren; wir leben mit vielen anderen Lebewesen in einem komplexen Wechselspiel auf der Erde und sind gleichzeitig durch sie und mit ihr in einem langen Entwicklungsprozess entstanden. Das erfordert von uns Respekt und Achtsamkeit. Mit einer solchen Haltung gewinnen wir innere Freiheit und sind in der Praxis in der Lage, außermenschliche Natur zu schützen und zu erhalten, und das um ihrer selbst willen. Ich will das konkret am Beispiel des Landschaftsschutzes zeigen, indem ich zwei unberührte, wilde Flussabschnitte des Alpenrheins näher betrachte, die in der jüngsten Vergangenheit wegen Kraftwerkbauten heftig umkämpft waren: die Greina-Hochebene und die Mastrilser Rheinauen.

Meditationen über Steine – eine holistische Perspektive

Stähli, Fridolin
Natur und Kultur, Jg. 2/2 (2001), Seiten 99-110

Was die alternativen Umweltethiken im Kern letztlich fordern, ist eine neue Wahrnehmung, eine neue Sicht auf die Natur und auf uns selbst, mehr Achtsamkeit, Respekt und Wachheit, mehr Grosszügigkeit, Offenheit und Mitgefühl gegenüber allem, was lebt und ist. Ich bin besorgt um mich selbst, um die anderen (Familie, Freunde, Fremde), um alles Lebendige (Tiere und Pflanzen) und alle natürlichen Erscheinungen (Elemente, Steine) und Ganzheiten, kurz um alles Sein im Werden und Vergehen. Könnten wir es nicht als die Lebensaufgabe von Menschen sehen, sich in eine Bewusstseinsverfassung ‘hineinzupraktizieren’, in der es selbstverständlich ist, nicht Beherrscher, sondern Behüter zu sein?