Die technologische Wende und Barry Commoners Gesetze der Ökologie: The Closing Circle neu gelesen

Egan, Michael
Natur und Kultur, Jg. 4/2 (2003), Seiten 30-47

In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden zahlreiche Monographien über die Umweltkrise veröffentlicht, wobei man mit Recht behaupten kann, dass Barry Commoners The Closing Circle (1971) stärker als andere Werke seine unmittelbare Relevanz behalten hat, da es Commoner gelungen war, die sozialen Verästelungen des Niedergangs der Umwelt darzulegen. Mit dieser eingehenden Besprechung von The Closing Circle will ich Commoners wichtigstes Buch in seinen gesellschaftlichen und historischen Zusammenhang stellen. Besondere Aufmerksamkeit widme ich der Bedeutung von Commoners vier Gesetzen der Ökologie sowie seiner Diskussion der Nachkriegstechnologien als Wurzel der ökologischen Krise.

Globalisierung, Nachhaltigkeit und Ethik

Van der Wal, Koo
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 100-119

Ausgangspunkt dieses Aufsatzes sind die schädlichen Effekte des heutigen, durch die Ökonomie dominierten Globalisierungsprozesses auf die sozial-kulturelle und die ökologische Nachhaltigkeit. Drei Thesen werden vorgebracht: 1) Die Verselbstständigung der modernen Ökonomie (von der Politik und den anderen Sektoren des Sozialsystems) hängt mit dem Bezugsrahmen zusammen, an dem sich die moderne Gesellschaft orientiert. In diesem Bezugsrahmen ist Maßlosigkeit, und daher die inhärente Nichtnachhaltigkeit der modernen Lebensweise, enthalten. 2) Der heutige Globalisierungsprozess bedeutet die weltweite Verbreitung des westlichen Gesellschaftstypus, einschließlich der ihm eigenen Nichtnachhaltigkeit. 3) Eine nachhaltige Gesellschaft erfordert einen anderen Orientierungsrahmen; dessen Konturen (Schlüsselbegriffe Offenheit und Verbundenheit) werden skizziert.

Naturkunde und Umwelt-Tugendethik

Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 73-99

Wertschätzung gegenüber der Natur, so die Argumentation dieses Textes, macht uns zu tugendhafteren – d.h. besseren und glücklicheren – Menschen. Zunächst skizziere ich einen weit gefassten Tugendbegriff, dann behandle ich die Frage, wie die Beschäftigung mit Naturkunde unseren moralischen Charakter verbessern und unsere intellektuellen, ästhetischen und körperlichen Fähigkeiten entwickeln kann. Anschließend stelle ich die Behauptung auf, dass zwischen Nicht-Anthropozentrismus und Weisheit sowie zwischen naturkundlicher Betätigung und dem Einnehmen einer nicht-anthropozentrischen Haltung gegenüber der Welt ein grundlegender Zusammenhang besteht. Zuletzt argumentiere ich, dass die großen Naturkundler eine vortreffliche, inspirierende Alternative zum massiven Konsum und zu den oberflächlichen Vergnügungen unserer modernen, destruktiven Wirtschaft vorschlagen: die Erkundung, das Verstehen und die Wertschätzung der Natur. Meine Schlussfolgerung lautet, dass ein besseres Verständnis unseres aufgeklärten Eigeninteresses einen ebenso großen Beitrag zur Verbesserung des Umweltschutzes leisten würde wie die Anerkennung des Eigenwertes der Natur.

Krieg gegen die Natur? Feind-Opfer-Metaphern und ihr Erkenntniswert für die Nachhaltigkeitswissenschaft

Henrich, Károly
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 34-54

Das wandlungsreiche Zusammenspiel von fördernd-schöpferischen und feindlichzerstörerischen Kräften bildet ein wesentliches Merkmal der Entwicklungsgeschichte des Lebens, dem für die Nachhaltigkeitswissenschaft große Bedeutung zukommt. Angesichts dieser Tatsache können Feind-Opfer-Metaphern hilfreich für das Verständnis der zerstörerischen Beziehungen der Menschen zur Natur sein. Den vier hier näher betrachteten bildhaften Vorstellungen – Kriegs-, Raubtier-, Schmarotzerund Krebsmetapher – ist allerdings ein wichtiger Mangel gemeinsam: Sie erfassen nur unzureichend die langfristige Eskalation der Zerstörungsmöglichkeiten und der Gewaltausübung, die eine handlungsbezogene Erklärung der ständig zunehmenden Nachhaltigkeitsverletzungen berücksichtigen muss.

Nachhaltige Entwicklung und Umweltethik

Stenmark, Mikael
Natur und Kultur, Jg. 4/1 (2003), Seiten 3-33

In diesem Artikel werden die Werte und ethischen Prinzipien erörtert, die von den Entscheidungsträgern in ihrer Umweltpolitik oft als gegeben vorausgesetzt werden. Zunächst wird analysiert, worin die ‘Ethik der nachhaltigen Entwicklung‘ besteht, die uns von der UNO und den Regierungen der Welt ans Herz gelegt wird. Danach stellt dieser Artikel Alternativen zu diesem Ethiktypus vor und legt dar, inwieweit unterschiedliche Umweltethiken (Anthropozentrismus, Biozentrismus und Ökozentrismus) sich auch für verschiedene Ziele des Umweltmanagements aussprechen und unterschiedliche politische Strategien in Bezug auf Bevölkerungswachstum, Landwirtschaft sowie Schutz und Management von Wildnisgebieten und gefährdeten Arten hervorbringen.