Cafaro, Philip
Natur und Kultur, Jg. 5/1 (2004), Seiten 82-104
Thoreau war ein wegweisender Kritiker des Anthropozentrismus, der Auffassung, nur der Mensch habe Rechte oder ‘Eigenwert’ und alle anderen Geschöpfe seien lediglich als Ressourcen für den Menschen wertvoll und könnten von uns beliebig instrumentalisiert werden. Thoreau nimmt die heutigen Eigenwertargumente vorweg und weist gleichzeitig auf die Anforderungen hin, die eine Anerkennung des Eigenwertes der Natur an uns stellt. Weiters macht er praktische Vorschläge, wie wir diese Anforderungen in unserem Leben umsetzen können. Das Wichtigste an Thoreau ist aber vielleicht, dass er vorzeigt, wie zugleich ein glückliches, gedeihliches Leben geführt und die Natur respektiert werden kann. Walden bietet also eine fertig entwickelte und inspirierende Umwelt-Tugendethik, die Umweltschutz mit dem Glück und Gedeihen des Menschen verknüpft. Diese Ethik verlangt von uns Zurückhaltung in unserem Umgang mit der Natur, bietet uns aber auch die Hoffnung, dass wir selbst ein besseres Leben führen werden.