Vom Eigenwert der Natur:
Grundzüge einer Naturschutzethik

Gorke, Martin
Broschüre des NABU Schleswig-Holstein, 2004

In der Umweltethik gibt es vier verschiedene Grundpositionen. Sie unterscheiden sich im Umfang der Naturobjekte, denen ein Eigenwert zugeschrieben wird. Eigenwert bedeutet, dass etwas nicht nur aufgrund seines instrumentellen Wertes, seines Nutzens, rücksichtsvoll behandelt werden soll, sondern um seiner selbst willen. Ihm gegenüber bestehen direkte Pflichten. Die Klassifikation der verschiedenen Konzepte lässt sich anhand konzentrischer Kreise veranschaulichen, die um den Handelnden, das Zentrum der Rücksichtnahme, geschlagen werden. Die Kreise symbolisieren dabei unterschiedlich große Moralgemeinschaften. Jede Ausweitung der Rücksichtnahme schließt alle früheren Rücksichten mit ein.

Respekt vor dem Leben:
Das berücksichtigen, was Singer als belanglos ansieht

Rolston III, Holmes
Natur und Kultur, Jg. 2/1 (2001), Seiten 97-116

Singers Ethik ist als Umweltethik nicht geeignet. Singer beharrt darauf, dass es jenseits der höheren Tiere ‘nichts zu berücksichtigen gibt’. Doch der Großteil der belebten Welt steht noch zur Berücksichtigung an: unzählige andere Tiere, Pflanzen, Spezies, Ökosysteme und die globale Biosphäre. Singer kann all das nur insofern berücksichtigen, als es für höhere Tiere von Nutzen ist. Aus biologischer Sicht ist das kaum besser, als wenn die Menschen alles andere, inklusive die höheren Tiere, nur als ihre eigene Ressource wertschätzen. Ein größerer Respekt vor dem Leben muss eine direktere Wertschätzung für das Leben aufbringen.