Stähli, Fridolin
Natur und Kultur, Jg. 6/2 (2005), Seiten 120-132
In diesem Essay plädiere ich für eine holistische Haltung, die uns Menschen einen Platz im Einklang mit der Natur zuweist und uns auffordert, diese als Mitwelt und nicht nur als Ressourcen spendende Umwelt zu betrachten. Wir wurden nicht in eine Welt zu unseren Diensten geboren; wir leben mit vielen anderen Lebewesen in einem komplexen Wechselspiel auf der Erde und sind gleichzeitig durch sie und mit ihr in einem langen Entwicklungsprozess entstanden. Das erfordert von uns Respekt und Achtsamkeit. Mit einer solchen Haltung gewinnen wir innere Freiheit und sind in der Praxis in der Lage, außermenschliche Natur zu schützen und zu erhalten, und das um ihrer selbst willen. Ich will das konkret am Beispiel des Landschaftsschutzes zeigen, indem ich zwei unberührte, wilde Flussabschnitte des Alpenrheins näher betrachte, die in der jüngsten Vergangenheit wegen Kraftwerkbauten heftig umkämpft waren: die Greina-Hochebene und die Mastrilser Rheinauen.