Sitter-Liver, Beat
Natur und Kultur, Jg. 1/1 (2000), Seiten 70-88
Tiefen-Ökologie zielt über technischen Umweltschutz hinaus auf einen Wandel in unserem Selbstverständnis. In der Naturgemeinschaft gewinnen wir unser Selbst erst aus Wechselbeziehungen mit Anderen. Darum muss die herrschende Ausbeutung der Natur maßvollem, fairem Wohnen in der Welt weichen. Das praktische Prinzip der Würde aller Kreatur nötigt uns zu einem Kulturwandel, welcher das Markt- und Profitdenken hintanstellt. Wissend darum, dass wir nicht existieren, ohne andere Wesen zu schädigen, zu verbrauchen, entsprechen wir dennoch der Forderung, Leben, wo immer möglich, zu fördern. Kultur heißt, diese existenziale Spannung konstruktiv zu bewältigen.